Der Gründer unserer Andreas-Loge "Indissolubilis":

Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf

 


Auszug aus „Geschichte der Andreasloge Indissolubilis“ anlässlich ihres 150jährigen Bestehens am 22. November 1919 von Br. Ernst Neumann.

Die Stiftung der Andreasloge
durch Br. Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf

Die Freimaurerei zeigte in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland eine große Mannigfaltigkeit und Vielgestalt von Lehrarten und Logen.

Zu den Brüdern, die mit der ihnen zugänglich gewordenen Erkenntnis nicht zufrieden waren und Besseres suchten, gehörte der Stifter der Andreasloge „Indissolubilis“ und der Großen Landesloge, Bruder Johann Wilhelm von Zinnnendorf.

 Er hatte in seinem 25. Lebensjahre, am 13 März 1757, in der Johannisloge  „Philadelphia zu den drei goldenen Armen“ in seiner Vaterstadt Halle das maurische Licht erhalten, war wegen seiner bevorstehenden baldigen Abreise des selben Tages zum Gesellen befördert und am 16. März 1757 „zur Meisterschaft des „Sehr Ehrwürdigen Ordens“ erhoben worden – wie man sich damals ausdrückte.

Br. v. Zinnendorf erhielt 1758 in Breslau die Schottischen und im Jahre 1763 zu Halle die Französischen und die Rosaischen Kapitelgrade.

Alle diese Grade genügten seinem Urteil von der Freimaurerei und seinem Begehren nach hellerem Lichte nicht. Im Oktober 1764 trat er der strikten Observanz bei, von der er sich am 16. November 1766 wieder lossagte. Er wurde übrigens 1763 Mitglied der Loge „Zu den drei Weltkugeln“. Nach der Geschichte der „3W“ war er vom Juni 1765 bis Juni 1766 deren Meister vom Stuhl. Am 6. Mai 1767 löste er sich vollständig auch von dieser Loge. So spiegelten sich in diesem Werdegang eines Einzelnen die unsteten maurischen Verhältnisse jener Zeit wider.

Zusammen mit den Brüdern Baumann, Starkgraff, Serre und v. Assum wandte er sich in einem Schreiben vom 11. April 1764 an die Andreasloge in Schweden, um durch diese die notwendigen Unterlagen zu erhalten.

Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten und weil es  v. Zinnendorf unmöglich war, die Reise nach Stockholm selbst zu unternehmen, entsandte er im folgenden Jahr den Br. Baumann nach Schweden. Br. Baumann hatte den Auftrag, die sämtlichen Ritualien der schwedischen Großloge zu erwerben und übergab nach seiner Rückkehr im September 1766 die erhaltenen Akten dem Br. v. Zinnendorf.

Dieser war somit in den Besitz der Akten der Schottischen Grade gelangt. Aber obwohl er am 13. Mai 1768 durch Br. von Geusau die Johannisloge „Minerva“ in Potsdam gründen ließ und am 10 August 1769 selber die JL. Loge „Zu den drei goldenen Schlüsseln“ in Berlin stiftete, nahm er von der Einsetzung einer Andreasloge noch Abstand.

Da vertraute Br. Baumann, der seinen Tod herannahen fühlte, am 21. November 1769 dem Br. v. Zinnendorf das Vorhandensein noch drei weiterer Schriftstücke an, die er bis dahin zurückgehalten hatte. Darunter befand sich als das wichtigste der Freibrief für die Errichtung eines Kapitels, sodann die Instruktion für den „Vicarius Salomonis“. Als diese nun dem Br. v. Zinnendorf bekannt wurden, betrachtete dieser sie mit vollem Recht als ihm zustehend.

Die Instruktion für „Salomons Abgeordneten“ enthält allgemeine Vorschriften über Ausführung der Arbeiten, Eigenschaften der Ausführung der Arbeiten, Eigenschaften der Aufzunehmenden, Schlichtung von Zwistigkeiten, über Beförderungen und über Erhaltung der Logen.

Durch diesen Freibrief hatte Br. v. Zinnendorf die langersehnte Möglichkeit erhalten, in Berlin eine Schottenloge zu bekommen; er brauchte nun nicht mehr auf deren Konstituierung von Stockholm aus zu warten, sondern besaß die Vollmacht, sie selber zu begründen. Dieser Vollmacht bediente er sich sofort.

Gründungsmitglieder der Schottenloge „Indissolubilis“ waren am 22. November 1769  die Brüder Johann Wilhelm von Zinnendorf, von Geusau, von Mannstein, Caussid, Fäsch, von Buttlar, von Seel, Cramer, von Borck, von Martinez, von der Goltz, Drefahl und Labadie die sich im Hause von Zinnendorfs versammelt hatten, um mit einander vereinigt eine Andreas-Loge in Berlin auf die vorgeschriebene Weise gesetzmäßig und ordentlich aufzubauen.

„Nachdem der Bruder Johann Wilhelm von Zinnendorf vermöge seiner vollkommenen Einsichten in der K.K. und in Kraft der ihm bewohnenden Freiheiten und Gerechtsame die Andreasloge der Ordnung nach gestiftet und eröffnet hatte, so wurde ihm von den namentlich aufgeführten Brüdern Glück gewünscht.“

Der Hochleuchtende Großmeister ernannte hierauf den Bruder Lewin von Geusau, Generalmajor, zum Ersten und den Bruder Ernst Johann v. Mannstein, Oberstleutnant zum Zweiten Aufseher.

Beide Brüder wurden von ihm geschmückt, begrüßt, und es wurden ihnen von ihm ihre Stellen angewiesen. Gleiche Glückwünsche empfingen besagte zwei Brüder auch von allen anwesenden Brüdern.

Die übrigen Beamtenstellen wurden ausgefüllt von
Bruder Caussid als Schatzmeister
Peter Faesch, Graveur als ZM
Julius Treusch v. Buttlar, Generalmajor als Sekretär
Johann Wilhelm v. Seel, Oberst als Redner.

Die Stifter der Andreas-Loge waren zur Hälfte höhere Offiziere. Wie festgestellt ist, waren sie auch die Stifter der älteren Johannislogen der Großen Landesloge; sie bildeten in ihrer Gesamtheit den zuverlässigen und tatkräftigen Stab von Br. v. Zinnendorfs Mitarbeitern.

Eine Anzahl von ihnen war aus der Loge „Zum Diamant“ hervorgegangen, die Brüder Caussid, Cramer, Faesch, Drefahl waren mit Br. v. Zinnendorf und Br. Baumann bei der Stiftung der Goldenen Schlüsseln“ vereinigt, fünf gehörten zu den Stiftern der „Minerva“. Sie haben also allesamt an der Grundlegung unserer Großloge erfolgreich mitgewirkt.

In der allgemeinen Versammlung der Schottischen Brüder am 22. November 1769 wurde, wie aus einem späteren Schreiben an die Schottischen Brüder in Potsdam vom 14. Dezember 1770 hervorgeht, u.a. die Beitragspflicht geregelt. Dieses Schreiben unterzeichnet „Capitaine Marconnay, Secretaire“ und trägt das gut erhaltene Logensiegel der „Indissolubilis“ in der noch heute gebräuchlichen Ausführung.

Am Stiftungstage wurde festgesetzt, dass am 30. November das Andreasfest gefeiert werden solle.

Nach Überwindung mannigfachen Schwierigkeiten hatte Br. v. Zinnendorf somit aufgrund  seines unbeirrten Festhaltens an dem einmal für richtig Erkannten und kraft seiner Liebe und Begeisterung für die K.K. die erste Schottische Loge nach schwedischer Lehrart auf deutschem Boden ins Leben gerufen und damit ein Werk geschaffen, das einer glänzenden Entwicklung entgegenzugehen und für die Ausbreitung der Andreasmaurerei innerhalb der Großen Landesloge von grundlegender Bedeutung zu werden berufen war.

Es ist nun an uns, das von Bruder v. Zinnendorf Geschaffene rein und unverfälscht zu verbreiten und zu erhalten.

 

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